Annette Gloser, Frankfurt am Main

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HER STORY oder Wie fing alles an?

Jungen wilden Malern, (Punk- und Performance-) Bands und revolutionären Modeschöpfern, die Anfang der 80er noch Avantgarde waren, ging durch die relativ schnelle gesellschaftliche Akzeptanz das Erfrischende und Radikale über die Jahre verloren. Es war eine aufregende Zeit aber jetzt war die Luft raus, dabei gab es noch viel zu tun.

 

Ende der 80er Jahre waren Galerien oft neonhelle, kahle Orte, die bei den meisten meiner Bekannten bei Betreten sofortiges Unwohlsein auslösten. Man fühlte sich ein bisschen wie ein ausgeleuchtetes Insekt, an einem lebensfremden Ort.

 

Im Underground war eine eigenständige „Do-it-Yourself-Popkultur“ entstanden und verlangte nach neuen Strukturen, Präsentationen und Treffpunkten – ohne vorgegebenes Raster, weg vom White Cube der etablierten Galerien. Neue Orte mussten her, dahin wo wir waren, mitten hinein in die Öffentlichkeit.

Existiert dieser Ort nicht, dann schaffe ihn dir selbst!

 

1989 zog ich für eine Ausbildung zur Restauratorin für Wandmalerei wieder von Berlin, wo mich das Kreuzberger Fischbüro sehr inspiriert hatte, nach Frankfurt zurück. Ein Jahr später entdeckte Ruth Spitzer, damals Studentin der HFG in Offenbach, die leerstehende Tankstelle auf der Verkehrsinsel im Frankfurter Ostend. Das Ideenlabor rotierte.

 

 

 

 

MUTTERTAG 1991 bis Ende 1992

war Name für die Künstlergruppe und Produktions- und Ausstellungsort zugleich, neben den Gründungsmitgliedern erweiterte sich die Gruppe je nach Projekt. Im MUTTERTAG, einer stillgelegten Tankstelle im 50er-Jahre-Baustil, fanden ab 1991 neben Soloshows und Gemeinschaftsaktionen der einzelnen GründerInnen und zahlreicher GastkünstlerInnen, verschiedene Veranstaltungen statt, die unterschiedlichste Kunstdisziplinen und Medien miteinander vermischten.

Aktionen in der Stadt und Kunst eher als Event, Jour Fixe, Performance oder Happening. Trotzdem geregelte Öffnungszeiten. Das war neu für Frankfurt/M und traf den Geist der Zeit auf den Punkt.

 

Gründungsmitglieder (wie unterzeichnet):Ruth Spitzer, Mirjam Fischer, Gabriele Müller, Annette Gloser, Jörg Rees, Florian Lumeau,Dirk Paschke, Hayko Spittel, Michael Frankenthal und Bernd Eichhorn.

 

 

GARTNER´S 1993 bis 1995

Ein ehemaliges Textilgeschäft mit vielen Metern Schaufensterfront, Mainzer Landstraße 121. In Kooperation mit Dirk Paschke. Wöchentlich wechselnde Ausstellungen, viele raumübergreifende Environments, Themenausstellungen und Simulationen.

 

Western Saloon, Rasthaus, Großmarkthalle, Indoor-Minigolfanlage, Hommage ans ehemalige Textilgeschäft, Schreibbüro, Irrgarten, Filme, kleine Filmproduktionen, Experimentales Labor für neue Medien und wissenschaftlichen Vorträge.

Ein Treffpunkt und Keimzelle für das kreative Potenzial einer Stadt, hier wurden viele zukünftige Netzwerke gebildet.

 

 

 

FRUCHTIG 1995 bis 1998

Eine 600 qm große Lagerhalle am Containerbahnhof des Frankfurter Ostends,

1995 noch ein reines, innerstädtisches Industriegebiet mit marodem Charme, viel Platz und Wildwuchs um Schrottplätze, Gleise und Containerabladeplatz. Einige Jahre wehte hier noch ein Hauch von kulturellem Pioniergeist, bis erste Clubs, Möbelhäuser, dann Jahre später Werbeagenturen und Infrastruktur nachzogen.

 

Die Galerie FRUCHTIG war ein „missing link“ zwischen Sub- und etablierter Ausstellungskultur, ein lebendiges Experimentierfeld, in dem sich verschiedenste Kunstformen trafen und überschneiden konnten. Die Möglichkeiten für junge Künstler/innen und Akademie-Absolventen, große Ausstellungen und andere Aktionen präsentieren zu können, fehlten 1995 immer noch in Frankfurt/M wie in vielen anderen Städten der BRD. Die ersten Atelierhäuser waren noch viele Jahre nicht in Sicht.

 

Der interdisziplinäre FRUCHTIG-Mix aus neuen Tendenzen quer durch alle Sparten der bildenden Kunst in Verbindung mit Alltags-, Pop- und Gartenkultur, Literatur, Film, Wissenschaft, Kochkunst, Konzerte bis Kunst und Sport war für die bestehende Kunstszene, aber jetzt auch für ein breiteres, neugieriges Publikum interessant. Meine Intension ging auf: keine „Schwellenangst“ vor Galeriebesuchen.

Kulturelle Feldforschungen aller Art waren u.a. Antriebsfeder für das Ausstellungen machen: Ob im Institut für Klimaforschung oder um 4 Uhr morgens in der Großmarkthalle, ein Besuch der Biosphere 2 in Arizona, ein Gespräch mit Dragsterfahrer Dezsoe Krivan (CH) auf dem Hockenheimring oder eine Kiste Found Footage vom Flohmarkt usw. reichte aus für ein Ideengewitter für die nächste Ausstellung. Auch wenn ich die Schwere der Kunsthistorik immer noch gerne anderen überlasse, war die Galerie in Frankfurts Containerbahnhof, Kraft aller mitwirkender Künstler/innen ein entscheidendes Sprungbrett in einen neuen Zeitgeist.

Bekannt wurde das FRUCHTIG u.a. durch seine materialaufwendigen Rauminstallationen wie die Biosphäre 3, Bungalow, Gracelands Palace,

dem Dragster Burnout „Die behind the wheel“ und vielen vielen anderen.

 

 

 

 1999 FRUCHTIG als Label UNTERWEGS

Verschiedene Co-Produktionen z.b. die HIGH NOON Serie in Markovic´s Betriebskantine, Cassellastrasse in Frankfurts Osten oder die

SIERRETTA NEVADA WANTED! TOUR mit Silky Thoss (Hamburg),

Zwei Monate mit der Wohnwagengalerie und einer Dedektivgeschichte quer durch die BRD, Andockstationen waren u.a. Künstlerhaus, Stuttgart / Gebäude 9, Köln / Maria am Ostbhf / endart, Berlin / Golden Pudel Club HH / Kunsthalle, Bremen/ Portikus Ffm u.v.a.

 

 

GALERIE FRUCHTIG 1999 bis 2000

Das interdisziplinäre FRUCHTIG Programm hat ein neues Zuhause,  Kaiserstrasse 74, jetzt in einem Gründerzeitbau im Rotlichtviertel, ein Salon International.

 

 

2001-2002

Ausstellungen in Co-Produktion im Hauptbahnhof Wiesbaden

Gastkuratorin in der Heartgallery, Mannheim

 

und

Grundbucheintrag LOBO / Texas

 

LOBO, 3 Freunde erwerben eine Geisterstadt in der Wüste von West Texas. 2001 Grundbucheintrag. 2002 ist die Teilzeit-Einwohnerzahl aus Frankfurt & Hamburg auf eine Population von 15 angewachsen. Erste Instandsetzungs,- und Sicherungsarbeiten beginnen, ein Brunnen mit 80 Metern Tiefe wird freigebohrt, Stromversorgung über Land gespannt, Schrott entsorgt, Berge von Sand und Tumbleweeds aus Ruinen und Pool geschippt. 2003 Lobo invites you to it´s first Lobomotion, 3 days of arts & music....

 

 

 

2003

Bootshaus A-HOY

im Frankfurter Kanuverein an der Friedensbrücke

in Zusammenarbeit mit Christoph Lauber

 

 

 

 

 

 

 

galerie station 2003 bis Dez. 2011

Auch in der galerie station im Mousonturm bildet die Kombinationen verschiedener Medien und Genres, Experimentelles und interdisziplinäre Arbeiten ein weites Feld.

Der Fokus der Ausstellungen richtet sich auf Präsentationen, bei denen Kunst und Künstler noch in Bewegung sind.

Die Galerie reflektiert neue Einflüsse und Positionen der Gegenwartskunst ebenso wie ungewöhnliche Kollaborationen. Dabei liegt das Augenmerk der Galerie station vor allem auf Arbeiten, die sich - sei es in der Präsentation oder in ihren Inhalten oder beidem - ein Element der Unberechenbarkeit bewahrt haben.

Inkl. Sideshows an der Hosellbrücke wie z.b. das HillBilly Filmfestival 2007

 

Die galerie station wurde 1999 von ROGUE Herausgeber, Walter E. Baumann gegründet.